Von zentraler Bedeutung bei Hyperemesis gravidarum ist ein gutes, vertrauensvolles Verhältnis zwischen Schwangeren und ihrer Ärztin bzw. ihrem Arzt. Munch et al. (2007) beschreiben, dass Frauen mit Schwangerschaftskomplikationen manchmal besonders verletzlich sind und zwar körperlich wie auch emotionale. Daraus ergebe sich eine besondere Bedeutung bezüglich ihres Verhältnisses zu ihren Ärzten:
Zahlreiche Betroffene fühlen sich von ihren Ärzt*inn*en
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"Ich war bei 3 verschiedenen Ärzten, bevor ich ernst genommen wurde." "Die erste Gruppe an Ärzten war in keinster Weise unterstützend - diese gingen davon aus, dass sich alles in meine Kopf abspielen würden und vermittelten mir keine Hoffnung. Dies endete im Ergebnis mit einem Schwangerschaftsabbruch. Ich wechselte meine Ärzte und Krankenhäuser und hatte eine sehr unterstützendes medizinisches Netzwerk. Es hätte nicht besser sein können. Ich bekam 2 Kinder dank deren Hilfe und Unterstützung." "Es hat mir viel Zeit gekostetet einen Arzt, ein Krankenhaus oder eine Praxis zu finden, die meine Symptome und die Ernsthaftigkeit meines Erbrechens verstanden haben. Als ich den richtigen Arzt gefunden hatte wusste ich das sofort. Er wurde auf der Stelle aktiv und ließ es nicht zu, dass ich auch nur einen einzigen Tag weiter leiden musst." |
"I had to go to 3 different doctors before being taken seriously." "The first doctors’ group was absolutely unsupportive - thought it was all in my head, offered no hope. Wound up terminating as a result. I changed doctors and hospitals and had an extremely supportive network of medical providers. I could not have asked for better. I had 2 children with their help and support." "It took me a long time to find a doctor, clinic or office that understood my symptoms, and the serious nature of my emesis. When I found the right doctor, I knew immediately. He took action on the spot and refused to let me suffer even a single day" |
Auch Fejzo et al. (2009) unterstreichen, wie wichtig eine proaktive medizinische Versorgung ist - und zwar vor dem Hintergrund, dass die Patientinnen oft die Erfahrung machen, dass man ihre Beschwerden für vernachlässigbar hält:
"Praktive medizinische Behandlung ist insbesondere vor dem Hintergrund wichtig, dass es Hinweise darauf gibt, dass HG-Patientinnen oft nur vernachlässigbare Aufmerksamkeit der sie medizinische versorgenden Personen erhalten. In dieser Studie spürte ein Viertel aller Frauen und über ein Drittel der Frauen mit extremen Gewichtsverlust die Notwendigkeit, ihre Ärzte wegen der HG zu wechseln." |
"Proactive medical care is particularly important in light of some existing evidence that suggests HG patients often garner negligible attention from healthcare providers. In this study, over a quarter of women overall and over a third of women identified with extreme weight loss felt the need to change physicians because of HG." |
Fazit
Auch wenn die oben geschilderten Beobachtungen die USA betreffen, so ist auch in Deutschland zu beobachten, dass sich Patientinnen und ihre Angehörigen nicht ernst genommen fühlen.
Es zeigt sich sehr durchgängig, für wie wichtig es die Betroffenen erachten, dass sie ernst genommen werden und dass sie den Eindruck haben, dass die andere Seite mitfühlt, Ihnen mit Respekt begegnet und sich ernsthaft bemüht, ihnen Erleichterung zu verschaffen.
Es zeigt sich sehr durchgängig, für wie wichtig es die Betroffenen erachten, dass sie ernst genommen werden und dass sie den Eindruck haben, dass die andere Seite mitfühlt, Ihnen mit Respekt begegnet und sich ernsthaft bemüht, ihnen Erleichterung zu verschaffen.
Bericht einer Betroffenen
vom 15.12.2018
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„In der Frauenarztpraxis wurde ich wie eine Simulantin behandelt. Ein Vertretungsarzt riet mir zu Suppenkost, um den Magen zu beruhigen und zu Spaziergängen. Es hat niemand verstanden, dass ich mir nicht mal die Jacke anziehen konnte. Ich fühlte mich wie bei akutem Magen- Darm, wo man auch nichts riechen kann, besser gesagt alles Schlechte auf zehn Meter riechen kann. Teilweise konnte ich die Atemluft von Familienangehörigen nicht ertragen, selbst auf einen Meter Entfernung!
Beim FA selbst musste ich mir anhören, das passiere meist Frauen, die sich kein Kind wünschen. Das hat mich im Nachhinein am meisten getroffen, neben dem Unverständnis aller.
Erst als ich Blut erbrach und ins KH ging wurde mir ernsthaft geholfen und ernst genommen. Traumatische Erfahrung. Aber auch dankbar für Ärztinnen, die mich im KH gut behandelten. Ganz schlimme Zeit.
Kein zweites Kind bisher, aber Wunsch ist noch da. Nur die Frage bleibt, wie nochmal diese Hölle durchlaufen MIT Kind? Dank an Partner der geholfen hat, aber auch nicht verstanden hat, was da in mir vorging.
Da passiert was in einem. Ganz großer Schreck. Dank den Berichten hier war ich sehr beruhigt, das ich nicht verrückt bin, es anderen auch so geht. Vielen tausend Dank! Das war eine sehr große Stütze.“
Literatur
- Munch, Shari; Schmitz, Mark F. (2007): The Hyperemesis Beliefs Scale (HBS): a new instrument for assessing beliefs about severe nausea and vomiting in pregnancy. In: J Psychosom Obstet Gynaecol 28 (4), S. 219–229.
- Poursharif, B.; Korst, L. M.; Fejzo, M. S.; MacGibbon, K. W.; Romero, R.; Goodwin, T. M. (2008): The psychosocial burden of hyperemesis gravidarum. In: J Perinatol 28 (3), S. 176–181. Online verfügbar unter: http://www.helpher.org/downloads/The%20psychosocial%20burden%20of%20hyperemesis%20gravidarum.pdf.
- Fejzo, Marlena S.; Poursharif, Borzouyeh; Korst, Lisa M.; Munch, Shari; MacGibbon, Kimber W.; Romero, Roberto; Goodwin, T. Murphy (2009): Symptoms and Pregnancy Outcomes Associated with Extreme Weight Loss among Women with Hyperemesis Gravidarum. In: Journal of Women's Health 18 (12), S. 1981–1987.
Beschwerden, die auf eine Hyperemesis gravidarum hinweisen könnten, gehört immer in die fachkundigen Hände eines Mediziners. Nur dieser kann die im Einzelfall notwendigen Untersuchungen durchführen und erkennen, ob es sich überhaupt um eine Hyperemesis gravidarum handelt. Nur der Fachmann kann die möglichen Risiken managen und die Behandlung verordnen. Falls Sie betroffen sind: Zögern Sie nicht zu lange und wenden Sie sich an Ihren Arzt oder gegebenenfalls an die Notaufnahme des Krankenhauses.
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letzte Bearbeitung am 15.12.2018 durch Anne Hutter