Bericht einer Betroffenen:
"Oktober 2015 stellte ich überglücklich fest, dass unser Wunsch nach einem Kind in Erfüllung ging und ich schwanger war. Die Freude hielt zwei Wochen, dann begann mein Albtraum.
Vier Tage war mir übel und dann brach ich den ganzen Tag, stundenlang mit dem Kopf über dem Eimer bis nur noch Galle und Schaum kam. Nach zwei Tagen war ich fertig und kurz vorm dehydrieren sodass mich mein Mann um drei Uhr nachts ins Krankenhaus fuhr. Dort bekam ich die üblichen Vomex® Infusionen, die kaum etwas brachten. Zwei Wochen lag ich im Krankenhaus bis ich unbedingt heim wollte. Kaum zwölf Stunden daheim in denen ich nur gebrochen habe, musste ich wieder ins Krankenhaus. Nach einer weiteren Woche in der ich trotz Infusionen nur gebrochen habe wollte ich abermals heim.
Damals war der Wille noch ungebrochen und ich dachte in ein paar Wochen wird es besser. Eine Nacht zuhause am Badezimmerboden mit stundenlangem würgen (es kam schon lange nichts mehr) musste ich wieder in die Klinik. Diesmal in ein anderes Krankenhaus mit der Hoffnung dass mir mehr geholfen wird. Ich hatte mittlerweile seit drei Wochen keinen Bissen gegessen bzw. jeder Versuch scheiterte kläglich, da alles wieder kam. Mir war 24 Stunden übel und nicht mal mehr der Schlaf erlöste mich.
Aber eigentlich ging erst mit Krankenhaus-Aufenthalt Nr. 3 mein Albtraum wirklich los. Bis dahin dachte ich immer wieder, es hört auf. Die Ärzte sagten immer, warten Sie die 12. Woche ab, dann die 14., dann die 16. ... Es wurde immer schlimmer. Ich brach Schaum und Blut, der Magen und die Speiseröhre waren entzündet und ich lag nur noch in meinem Krankenhausbett und wollte sterben. Infusionen mit Vomex® brachten gar nichts, selbst Ondansteron-Infusionen mit hoher Dosis halfen kaum. Wochenlang lag ich. Freunde konnten mich nicht besuchen, ich war zu schwach. Mein wunderbarer Mann, der immer für mich da war, kam jeden Abend nach der Arbeit. Und immer ging er ohne mich nach Hause was mir fast das Herz brach. Ich weinte jeden Tag, oft konnte ich vor Übelkeit allerdings nicht mal mehr weinen. Ich lag nur da. Stundenlang. Mein einziger Trost war mein Mann, meine Mutter und meine wunderbare Freundin, die nicht müde wurde mir täglich aufbauende Worte zu schreiben. Wären sie nicht gewesen, dann weiß ich auch nicht. Ich werde es ihnen nie vergessen.
Wochenlang lag ich in dem Bett, nichts half. Wenn ich mal nicht kotzte, war mir speiübel und das 24 Stunden lang. Ich verzweifelte allmählich. Ich wollte dieses Kind unbedingt, war jedoch einfach unfähig mich zu freuen bzw. realisierte irgendwann nicht einmal mehr das ich schwanger war. Ich fühlte mich nur noch krank. Manchmal konnte ich nicht einmal mehr fühlen. Ich verlor natürlich massiv an Gewicht und verlor jegliches Körperbewusstsein. Ich hasste meinen Körper, den Zustand der Übelkeit, die Schwangerschaft und die Leute. Leute die sagten oder mir SMS schrieben, ob ich denn schon mal Zwieback in der Früh gegessen habe. Oder Ingwertee getrunken hätte. Ich hasste sie alle aus tiefster Seele. Freunde verstanden nicht warum sie mich nicht besuchen durften, mir wäre ja nur übel … Freundschaften zerbrachen an der Hyperemesis.
Irgendwann wurde ich künstlich ernährt. Dieser Albtraum dauerte bis zum 5. Monat an. Dann durfte ich endlich das Krankenhaus verlassen. Ich hatte panische Angst nach Hause zu kommen und eventuell wieder rein zu müssen. Mich musste man stützen, ich konnte in der Wohnung kaum etwas selbst. Mein Mann half mir bei allem und kümmerte sich sehr. Täglich nahm ich Zofran® und Vomex®, es half insofern dass ich zuhause bleiben konnte. Übel war mir trotzdem und gekotzt hab ich täglich mehrmals. Ich wartete jeden Tag darauf dass der Abend kam und wieder ein Tag rum war. Meine liebe Mama die mich oft besuchte, mein unglaublicher, wundervoller Mann und die Telefonate mit meiner Freundin machten meine dunkle Zeit um einiges heller. Dafür bin ich so dankbar.
Das Erbrechen gehörte zu mir. Ich habe mich keinen Tag normal gefühlt. Natürlich war es besser als mein Zustand im Krankenhaus und ganz langsam konnte ich auch wieder essen und trinken. Auch enge Freunde besuchten mich. Bei manchen Leuten musste ich mich dann auch noch rechtfertigen wenn ich einen „guten“ Tag hatte. „Es geht doch eh!“ Aber es war trotzdem fürchterlich. Im ca. 7. Monat gab ich die Hoffnung auf Besserung auf und ich hatte das Gefühl dass mein Leben an mir vorbeizieht. In der ganzen Wohnung waren Pappnierenschalen verteilt und ich benötigte sie oft. Mittlerweile kotzte ich und schrieb eine SMS währenddessen (an guten Tagen). In die Arbeit ging ich natürlich keinen Tag mehr und war krankgeschrieben. Ich wusste nicht mehr wie es war sich normal zu fühlen.
Und das ging so bis zur Geburt. Ich kotzte bei jeder Wehe (mir wurde auch zum Kaiserschnitt geraten aber der Gedanke danach im Krankenhaus zu liegen widerstrebte mir so und ich wollte wenigstens eine natürliche Geburt.) Und so kotzte und kotzte ich. Irgendwann war sie da. Ich bekam eine wunderschöne Tochter, die ich über alles liebe. Sie kam nachts, in der Früh verließ ich das Krankenhaus. Es dauerte Wochen bis sich mein Körper von der Schwangerschaft erholte.
Und auch wenn die Hyperemesis vorbei ist, meine Seele ist noch nicht wieder geheilt. Ich fühle mich betrogen um jeden einzelnen Tag einer schönen Schwangerschaft, um das Freuen über das Baby, das Shoppen in Geschäften, einfach alles. Auch jetzt fehlen diese neun Monate und manchmal bin ich ganz verwirrt dass bald der Winter kommt. Den letzten habe ich verpasst und nicht realisiert. Ich hatte immer den Wunsch nach einer Großfamilie. Das ist für mich das Schlimmste. Aber ein zweites Kind kommt für mich nicht in Frage. Wir werden uns irgendwann um eine Adoption bemühen und vielleicht ist es uns vergönnt auf diesem Wege ein weiteres Kind zu bekommen. Meine Psyche leidet immer noch und ich hoffe wenn mehr Zeit vergeht, dass die Erinnerung an diese Zeit verblasst und meine Wunden besser heilen."
"Oktober 2015 stellte ich überglücklich fest, dass unser Wunsch nach einem Kind in Erfüllung ging und ich schwanger war. Die Freude hielt zwei Wochen, dann begann mein Albtraum.
Vier Tage war mir übel und dann brach ich den ganzen Tag, stundenlang mit dem Kopf über dem Eimer bis nur noch Galle und Schaum kam. Nach zwei Tagen war ich fertig und kurz vorm dehydrieren sodass mich mein Mann um drei Uhr nachts ins Krankenhaus fuhr. Dort bekam ich die üblichen Vomex® Infusionen, die kaum etwas brachten. Zwei Wochen lag ich im Krankenhaus bis ich unbedingt heim wollte. Kaum zwölf Stunden daheim in denen ich nur gebrochen habe, musste ich wieder ins Krankenhaus. Nach einer weiteren Woche in der ich trotz Infusionen nur gebrochen habe wollte ich abermals heim.
Damals war der Wille noch ungebrochen und ich dachte in ein paar Wochen wird es besser. Eine Nacht zuhause am Badezimmerboden mit stundenlangem würgen (es kam schon lange nichts mehr) musste ich wieder in die Klinik. Diesmal in ein anderes Krankenhaus mit der Hoffnung dass mir mehr geholfen wird. Ich hatte mittlerweile seit drei Wochen keinen Bissen gegessen bzw. jeder Versuch scheiterte kläglich, da alles wieder kam. Mir war 24 Stunden übel und nicht mal mehr der Schlaf erlöste mich.
Aber eigentlich ging erst mit Krankenhaus-Aufenthalt Nr. 3 mein Albtraum wirklich los. Bis dahin dachte ich immer wieder, es hört auf. Die Ärzte sagten immer, warten Sie die 12. Woche ab, dann die 14., dann die 16. ... Es wurde immer schlimmer. Ich brach Schaum und Blut, der Magen und die Speiseröhre waren entzündet und ich lag nur noch in meinem Krankenhausbett und wollte sterben. Infusionen mit Vomex® brachten gar nichts, selbst Ondansteron-Infusionen mit hoher Dosis halfen kaum. Wochenlang lag ich. Freunde konnten mich nicht besuchen, ich war zu schwach. Mein wunderbarer Mann, der immer für mich da war, kam jeden Abend nach der Arbeit. Und immer ging er ohne mich nach Hause was mir fast das Herz brach. Ich weinte jeden Tag, oft konnte ich vor Übelkeit allerdings nicht mal mehr weinen. Ich lag nur da. Stundenlang. Mein einziger Trost war mein Mann, meine Mutter und meine wunderbare Freundin, die nicht müde wurde mir täglich aufbauende Worte zu schreiben. Wären sie nicht gewesen, dann weiß ich auch nicht. Ich werde es ihnen nie vergessen.
Wochenlang lag ich in dem Bett, nichts half. Wenn ich mal nicht kotzte, war mir speiübel und das 24 Stunden lang. Ich verzweifelte allmählich. Ich wollte dieses Kind unbedingt, war jedoch einfach unfähig mich zu freuen bzw. realisierte irgendwann nicht einmal mehr das ich schwanger war. Ich fühlte mich nur noch krank. Manchmal konnte ich nicht einmal mehr fühlen. Ich verlor natürlich massiv an Gewicht und verlor jegliches Körperbewusstsein. Ich hasste meinen Körper, den Zustand der Übelkeit, die Schwangerschaft und die Leute. Leute die sagten oder mir SMS schrieben, ob ich denn schon mal Zwieback in der Früh gegessen habe. Oder Ingwertee getrunken hätte. Ich hasste sie alle aus tiefster Seele. Freunde verstanden nicht warum sie mich nicht besuchen durften, mir wäre ja nur übel … Freundschaften zerbrachen an der Hyperemesis.
Irgendwann wurde ich künstlich ernährt. Dieser Albtraum dauerte bis zum 5. Monat an. Dann durfte ich endlich das Krankenhaus verlassen. Ich hatte panische Angst nach Hause zu kommen und eventuell wieder rein zu müssen. Mich musste man stützen, ich konnte in der Wohnung kaum etwas selbst. Mein Mann half mir bei allem und kümmerte sich sehr. Täglich nahm ich Zofran® und Vomex®, es half insofern dass ich zuhause bleiben konnte. Übel war mir trotzdem und gekotzt hab ich täglich mehrmals. Ich wartete jeden Tag darauf dass der Abend kam und wieder ein Tag rum war. Meine liebe Mama die mich oft besuchte, mein unglaublicher, wundervoller Mann und die Telefonate mit meiner Freundin machten meine dunkle Zeit um einiges heller. Dafür bin ich so dankbar.
Das Erbrechen gehörte zu mir. Ich habe mich keinen Tag normal gefühlt. Natürlich war es besser als mein Zustand im Krankenhaus und ganz langsam konnte ich auch wieder essen und trinken. Auch enge Freunde besuchten mich. Bei manchen Leuten musste ich mich dann auch noch rechtfertigen wenn ich einen „guten“ Tag hatte. „Es geht doch eh!“ Aber es war trotzdem fürchterlich. Im ca. 7. Monat gab ich die Hoffnung auf Besserung auf und ich hatte das Gefühl dass mein Leben an mir vorbeizieht. In der ganzen Wohnung waren Pappnierenschalen verteilt und ich benötigte sie oft. Mittlerweile kotzte ich und schrieb eine SMS währenddessen (an guten Tagen). In die Arbeit ging ich natürlich keinen Tag mehr und war krankgeschrieben. Ich wusste nicht mehr wie es war sich normal zu fühlen.
Und das ging so bis zur Geburt. Ich kotzte bei jeder Wehe (mir wurde auch zum Kaiserschnitt geraten aber der Gedanke danach im Krankenhaus zu liegen widerstrebte mir so und ich wollte wenigstens eine natürliche Geburt.) Und so kotzte und kotzte ich. Irgendwann war sie da. Ich bekam eine wunderschöne Tochter, die ich über alles liebe. Sie kam nachts, in der Früh verließ ich das Krankenhaus. Es dauerte Wochen bis sich mein Körper von der Schwangerschaft erholte.
Und auch wenn die Hyperemesis vorbei ist, meine Seele ist noch nicht wieder geheilt. Ich fühle mich betrogen um jeden einzelnen Tag einer schönen Schwangerschaft, um das Freuen über das Baby, das Shoppen in Geschäften, einfach alles. Auch jetzt fehlen diese neun Monate und manchmal bin ich ganz verwirrt dass bald der Winter kommt. Den letzten habe ich verpasst und nicht realisiert. Ich hatte immer den Wunsch nach einer Großfamilie. Das ist für mich das Schlimmste. Aber ein zweites Kind kommt für mich nicht in Frage. Wir werden uns irgendwann um eine Adoption bemühen und vielleicht ist es uns vergönnt auf diesem Wege ein weiteres Kind zu bekommen. Meine Psyche leidet immer noch und ich hoffe wenn mehr Zeit vergeht, dass die Erinnerung an diese Zeit verblasst und meine Wunden besser heilen."
Eure Berichte:
Gerne stelle ich hier Eure Berichte ein - als Frauen, die eine HG-Schwangerschaft durchleben oder durchlebten, als Partner, als Eltern einer betroffenen werdenden Mutter oder eines betroffenen werdenden Vaters.
Gerne stelle ich hier Eure Berichte ein - als Frauen, die eine HG-Schwangerschaft durchleben oder durchlebten, als Partner, als Eltern einer betroffenen werdenden Mutter oder eines betroffenen werdenden Vaters.