Hyperemesis gravidarum (HG)
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Was ist das!?Die wohl brennendste Frage für jene Frauen, deren Übelkeit und deren Erbrechen so gar nicht aufhören will und ein außergewöhnliches Maß annimmt ist die, was das ist, was mit ihnen gerade los ist. Manche Betroffene haben das Glück, dass es rasch zu Diagnose und Behandlung kommt. Doch mir berichten auch immer wieder Frauen davon, dass sie lange Zeit nicht wussten, dass es sich um eine Erkrankung handelt. Nun gibt es einen Namen für den Zustand und der lautet "HYPEREMESIS GRAVIDARUM". "HYPER-" kann man übersetzen mit "viel" und "EMESIS" bezeichnet das Erbrechen. "GRAVIDARUM" bedeutet Schwangerschaft. Somit heißt "Hyperemesis gravidarum" übersetzt: VIEL ERBRECHEN IN DER SCHWANGERSCHAFT. Es stellt sich die Frage: Was ist "viel"? Was die HG kennzeichnet:
Frauen mit einer Hyperemesis gravidarum leiden unter extremer Übelkeit und extremen Erbrechen. Sie erleben sich in einem Zustand, in dem sie unfähig sind zu essen oder Gegessenes zu behalten und unfähig sind zu trinken oder Getrunkenes zu behalten. Die Folgen davon sind zum einen ein Gewichtsverlust und zum anderen eine Austrocknung.
Erbrechen: Von viermal täglich bis zu vierzig Mal täglich (und noch häufiger) wird hier Verschiedenstes beschrieben. Gewichtsverlust: Dieser ist naturgemäß abhängig davon, wie zügig eine Therapie einsetzt und wie gut diese anschlägt. Als Kriterium für das Vorliegen einer Hyperemesis-Erkrankung wird gerne ein Gewichtsverlust von mehr als 5% des Ausgangsgewichts genommen. (Beispiel: Frau mit einem Ausgangsgewicht von 65 kg nimmt im Zuge der Hyperemesis gravidarum mehr als 3,25 kg ab.) Auch hier ist die Spanne sehr weit und es kommt mitunter zu Gewichtsverlusten von mehr als 20 %. In sehr schweren Fällen - und solche sind mir bekannt - wenn Behandlung nicht anschlägt und das Leben der werdenden Mutter in Gefahr gerät wird als letzte Behandlungsoption auch heute noch die Schwangerschaft beendet.
Ketonkörper im Urin: Dies ist ein sehr greifbares und messbares Zeichen für den Hungerzustand, den Gewichtsverlust und die veränderte Stoffwechsellage. Ketonkörper können per Teststreifen im Urin nachgewiesen werden.
Austrockung: Die sogenannte Exsikkose/Dehydration ist sozusagen das "inoffizielle", aber meineserachtens sehr wichtige Kriterium für die Hyperemesis gravidarum. Rein phänomenologisch fällt auf, dass viele Frauen berichten, sie hätten "sogar Schwierigkeiten, ein Glas Wasser zu behalten". Das verwundert die Betroffenen, gerade weil Ihnen auch oft mit Erstaunen seitens der behandelnden Ärzt*innen begegnet wird. Wenn mir eine Frau berichtet, dass sie Schwierigkeiten hat Flüssiges bei sich zu behalten, dann gehe ich inzwischen davon aus, dass diese Schwangere noch länger an HG leiden wird - und meistens liege ich mit dieser Vermutung richtig. Ich beobachte auch, dass die Dehydration in Deutschland eher zögerlich behandelt wird. In der Literatur hingegen findet man die Austrocknung oft an erster Stelle, wenn es um die Symptome der HG geht. Zwischenzeitlich gibt es Leitlinien, die die Therapie regeln xxx Meßbar ist die Austrockung unter anderem an der Urinmenge, die entsprechend abnimmt. Auch anhand von Laborwerten lässt sich diese bestimmen.
Elektrolytverschiebungen: Unter den Elektrolyten versteht man das Natrium, Kalium, etc., welches sich in bestimmten Konzentrationen im Blut und in bestimmten Konzentrationen in den Zellen befindet. Der Körper kennt verschiedenste Regulationsmöglichkeiten um sicherzustellen, dass die Elektrolyte in genau dem richtigen Maß im Blut und in den Zellen vorliegen. Allerdings kann das Erbrechen, der Hunger, die Austrocknung dazu führen, dass es zu einer Störung im Elektrolythaushalt kommt. Diese Störung ist durch eine entsprechende Blutuntersuchung nachweisbar.
CAVE: Wenn an HG leidende Schwangere "rehydriert" werden, also die Austrocknung behandelt wird, dann ist es wichtig, dass die Elektrolyte kontrolliert werden! |
Ist die Hyperemesis gravidarum eine ungewöhnlich starke Ausprägung der "normalen" Schwangerschaftsübelkeit oder ist sie auf ganz andere Mechanismen zurückzuführen?
Ob es sich bei dieser Erkrankung um eine krankhafte Steigerung der des "normalen Schwangerschaftserbrechens" handelt oder um eine eigenständige Erkrankung, welche auf andere Ursachen zurückzuführen ist, das ist noch nicht geklärt. Zu wenig über die Ursachen der Hyperemesis gravidarum bekannt ist, als dass man darüber zum jetzigen Zeitpunkt eine verlässliche Aussage treffen könnte.
Ich persönlich kann mir vorstellen, dass es nicht nur einen quantitativen Unterschied zur "normalen" Schwangerschaftsübelkeit gibt, sondern auch einen qualitativen Unterschied. Damit meine ich, dass die Hyperemesis gravidarum eben nicht nur ein "mehr" an Beschwerden ist im Vergleich zum "normalen Schwangerschaftserbrechen", sondern dass es sich hier um ein Phänomen handelt, dass ganz andere Ursachen hat als das, womit sich eben die meisten Frauen am Anfang einer Schwangerschaft quälen (eine Sichtweise, mit der ich im übrigen nicht alleine stehe, sondern die so von einigen Wissenschaftlern vertreten wird). Doch das ist wie gesagt zum jetzigen Zeitpunkt noch Spekulation.
Ich persönlich kann mir vorstellen, dass es nicht nur einen quantitativen Unterschied zur "normalen" Schwangerschaftsübelkeit gibt, sondern auch einen qualitativen Unterschied. Damit meine ich, dass die Hyperemesis gravidarum eben nicht nur ein "mehr" an Beschwerden ist im Vergleich zum "normalen Schwangerschaftserbrechen", sondern dass es sich hier um ein Phänomen handelt, dass ganz andere Ursachen hat als das, womit sich eben die meisten Frauen am Anfang einer Schwangerschaft quälen (eine Sichtweise, mit der ich im übrigen nicht alleine stehe, sondern die so von einigen Wissenschaftlern vertreten wird). Doch das ist wie gesagt zum jetzigen Zeitpunkt noch Spekulation.
Die Übelkeit
Wichtig ist noch anzumerken, dass viele Frauen sich gar nicht so sehr durch das Erbrechen belastet fühlen, als vielmehr durch die fortwährende Übelkeit.
In der Fachsprache wird diese Übelkeit als "Nausea" bezeichnet.
In der Fachsprache wird diese Übelkeit als "Nausea" bezeichnet.
Differenzialdiagnosen
Es gibt einige sogenannte Differenzialdiagnosen für die Hyperemesis gravidarum. Unter "Differenzialdiagnosen" versteht man diejenigen Erkrankungen, welche ebenfalls die bestehenden Beschwerden erklären könnten.
So kann es sein, dass es einer Schwangeren übel ist und sie erbricht, weil sie zum Beispiel an einem akuten Magenproblem leidet. Es gibt einige Erkrankungen, welche vorliegen könnten und die in der Lage sind den Eindruck zu erwecken, dass es sich um eine Hyperemesis gravidarum handle – ohne dass es sich tatsächlich um eine Hyperemesis gravidarum handelt. Wenn vorschnell die Diagnose „Hyperemesis gravidarum“ gestellt wird, dann wird eine solche möglicherweise zugrundeliegende Erkrankung nicht erkannt.
Auch aus diesem Grunde gehört eine Symptomatik, welche den Eindruck einer Hyperemesis gravidarum erweckt, zwingend in die Hände von kompetenten Medizinern.
So kann es sein, dass es einer Schwangeren übel ist und sie erbricht, weil sie zum Beispiel an einem akuten Magenproblem leidet. Es gibt einige Erkrankungen, welche vorliegen könnten und die in der Lage sind den Eindruck zu erwecken, dass es sich um eine Hyperemesis gravidarum handle – ohne dass es sich tatsächlich um eine Hyperemesis gravidarum handelt. Wenn vorschnell die Diagnose „Hyperemesis gravidarum“ gestellt wird, dann wird eine solche möglicherweise zugrundeliegende Erkrankung nicht erkannt.
Auch aus diesem Grunde gehört eine Symptomatik, welche den Eindruck einer Hyperemesis gravidarum erweckt, zwingend in die Hände von kompetenten Medizinern.
Verwendete Literatur:
- Fejzo, M. S.; Poursharif, B.; Korst, L. M.; Munch, S.; MacGibbon, K. W.; Romero, R.; Goodwin, T. M. (2009): Symptoms and pregnancy outcomes associated with extreme weight loss among women with hyperemesis gravidarum. In: J Womens Health (Larchmt) 18 (12), S. 1981–1987. Online verfügbar unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2828197
- Alalade, A. O.; Khan, R.; Dawlatly, B. (2007): Day-case management of hyperemesis gravidarum: Feasibility and clinical efficacy. In: J Obstet Gynaecol 27 (4), S. 363–364.
- Verberg, M. F. G; Gillott, D. J.; Al-Fardan, N.; Grudzinskas, J. G. (2006): Hyperemesis gravidarum, a literature review. In: Human Reproduction Update 13 (2), S. 207. Online verfügbar unter http://humupd.oxfordjournals.org/content/13/2/207: "In most patients, i.v. fluid therapy, vitamin supplementation and electrolyte imbalance correction are sufficient to relieve symptoms and prevent serious complications. When patients fail to respond, antiemetic therapy is also administered."
Beschwerden, die auf eine Hyperemesis gravidarum hinweisen könnten, gehört immer in die fachkundigen Hände eines Mediziners. Nur dieser kann die im Einzelfall notwendigen Untersuchungen durchführen und erkennen, ob es sich überhaupt um eine Hyperemesis gravidarum handelt. Nur der Fachmann kann die möglichen Risiken managen und die Behandlung verordnen. Falls Sie betroffen sind: Zögern Sie nicht zu lange und wenden Sie sich an Ihren Arzt oder gegebenenfalls an die Notaufnahme des Krankenhauses.
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letzte Bearbeitung am 16.03.2016 durch Anne Hutter