Eine kurze Beschreibung der Krankheit

Hyperemesis Gravidarum

Grundlegende Informationen zur Hyperemesis gravidarum finden Sie hier und im dazugehörigen BLOG. Mir ist daran gelegen, evidenzbasiertes Wissen über die HG für den deutschen Sprachraum in verständlicher Form zugänglich zu machen.

Was ist das!?

Die wohl brennendste Frage für jene Frauen, deren Übelkeit und deren Erbrechen so gar nicht aufhören will und ein außergewöhnliches Maß annimmt ist die, was das ist, was mit ihnen gerade los ist. Manche Betroffene haben das Glück, dass es rasch zu Diagnose und Behandlung kommt. Doch berichten mir auch immer wieder Frauen davon, dass sie lange Zeit nicht wussten, dass es sich um eine Erkrankung handelt. Das ist in den letzten Jahren dank des Internets seltener geworden, kommt aber immer noch vor.

Nun gibt es einen Namen für den Zustand und der lautet „HYPEREMESIS GRAVIDARUM“. „HYPER-“ kann man übersetzen mit „viel“ und „EMESIS“ bezeichnet das Erbrechen. „GRAVIDARUM“ bedeutet Schwangerschaft. Somit heißt „Hyperemesis gravidarum“ übersetzt: VIEL ERBRECHEN IN DER SCHWANGERSCHAFT. 

Symptome

Ursachen

Diagnose

Behandlung

Symptome

Frauen mit HG leiden unter extremer Übelkeit und häufigem Erbrechen und/oder Würgen. Sie befinden sich in einem Zustand, in dem sie unfähig sind zu essen oder Gegessenes zu behalten und unfähig sind zu trinken oder Getrunkenes zu behalten. Unbehandelt führt dies zu zum Teil massivem Gewichtsverlust und zur Austrocknung.

Tätigkeiten des Alltags und die Ausübung der Berufstätigkeit ist in diesem Zustand unmöglich. Viele berichten, dass Erschütterungen und Bewegung die HG verschlimmert und versuchen entsprechend die Tage auf dem Sofa oder im Bett oder auf dem Badezimmerboden zu überstehen. Reden verstärkt ebenfalls häufig die Symptomatik, was dann ebenfalls nach Möglichkeit vermieden wird.

Trotz der Belastung durch das häufige Erbrechen schildern die meisten HG-Frauen, mit denen ich bislang gesprochen habe, dass vor allem die andauernde Übelkeit belastend ist. Erbrechen kommt und geht, die Übelkeit aber bleibt nicht selten 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche und das bisweilen über Monate. Die psychische Belastung durch die 24/7-Übelkeit wird von Außenstehenden oft unterschätzt.

Ebenfalls als sehr belastend wird erlebt, wenn der Speichelfluss massiv zunimmt. Auch davon berichten zahlreiche HG-Betroffene.

Ursachen

Die Frage nach der Ursache der HG ist nicht nur eine Frage nach der Ursache der HG. Es geht dabei um mehr.

Es wurden in der Vergangenheit verschiedenste mögliche Ursachen diskutiert, begonnen mit den Schwangerschaftshormone, dem Helicobacter pylori als möglicherweise (mit-)verursachendes Bakterium, dem Einfluss von Schilddrüsenhormonen bis hin zu genetischen Ursachen und erhöhten Spiegeln an einem Protein, von dem man bereits weiß, dass es an Abmagerungsprozessen beteiligt ist.

Daneben hat ebenfalls eine lange Tradition, dass Theorien diskutiert werden bezüglich des Einflusses der Psyche – also dass verschiedenste psychische Komponenten die HG mehr oder weniger (mit-)verursachen könnten. Diese Theorien stelle ich in meinem Blog dar und stelle sie zur Diskussion.

Doch das viel relevantere an diesem Streit der Theorien ist, welche Auswirkungen sie auf die Versorgung haben: Je nachdem, ob die HG als psychosomatisch oder als somatopsychisch begriffen wird berichten Betroffene von unterschiedlich guter und unterschiedlich empathischer medizinischer Behandlung. 

Diagnose

Eine Frau ist schwanger und erbricht. Sie erbricht viel. Sie erbricht sehr viel. Ist das eine HG? Einer anderen ist es den ganzen Tag derart übel, dass sie nicht mehr in der Lage ist, ihrem Alltag nachzugehen. Sie hört auf zu essen und zu trinken, weil ihr so unendlich schlecht ist. Sie würgt 30 x am Tag aber erbricht „nur“ 4 x am Tag. Ist das auch eine HG? Von einer anderen Frau ist bekannt, dass ihr häusliches Umfeld schwierig ist und sie zudem in der Vergangenheit an einer Depression litt. Wird bei ihr eine HG-Diagnose gestellt? Und was ist mit den Frauen, die Jahre zuvor wegen einer Essstörung in Therapie waren?

Welche Diagnose gestellt wird ist abhängig von den Kriterien, die von entsprechenden Gremien erarbeitet und verabschiedet wurden. Hier gibt es allem voran das ICD. Zudem hat das niederländische Forschungsteam einen sogenannten Delphi-Prozess initiiert, um zu einheitlichen Kriterien zu gelangen. Das Ergebnis liegt vor.

Die Diagnose der HG hat Auswirkungen auf den Zugang zur Behandlung und auf den Alltag der Betroffenen. Von ihr hängt ab und ob die Therapie eher abwartend oder „aggressiv“ gestaltet wird. Außerdem hat sie Einfluss auf finanziell relevante Dinge wie Arbeitsunfähigkeit oder Berufsverbot, Genehmigung einer Haushaltshilfe und finanzielle Belastungen durch die Medikation, so diese keine Kassenleistung darstellt.

Behandlung

Hyperemesis gravidarum lässt sich behandeln. Gleichzeitig gibt es Frauen, die trotz optimalem Management Monate im Krankenhaus verbringen, extrem Gewicht verlieren und künstlich ernährt werden müssen. Eine Leitline zur Behandlung der HG ist mir aus dem deutschsprachigen Raum nicht bekannt. In der UK wurde eine solche unter Beteiligung der dortigen Patientenvertreter:innen entwickelt. Auch aus Norwegen liegt eine Leitlinie vor.

Patientinnen aus Deutschland können sich bezüglich der Behandlungsoptionen an Embryotox wenden. Dort werden sie freundlich und kompetent beraten. Gleiches gilt für behandelnde Ärzt:innen, denen die Entscheidung über die Behandlung obliegt. Die Behandlung findet ambulant und/oder stationär (im Krankenhaus) statt. Sie erfolgt durch Frauen-, Haus- und u. U. weiteren Fachärzt:innen. Wichtige Pfeiler der Therapie sind Medikamente, Infusionen (keine Glukose ohne Thiamin!), gegebenenfalls künstliche Ernährung sowie psychosoziale Unterstützung, Schonung und Ruhe.

Der Schwangerschaftsabbruch kann bei einer nicht behandelbaren HG eine Therapieoption darstellen, zumal wenn der Zustand lebensbedrohlich wird. Mir persönlich ist jedoch in Deutschland nur eine Frau begegnet, bei der zuvor alle medikamentösen Möglichkeiten ausgeschöpft wurden. Vor allem in der Betrachtung von Abbrüchen von HG-Schwangerschaften zeigt sich, dass es im deutschsprachigen Raum ein Problem bezüglich des Zugangs zur Behandlung der HG gibt.

Kontakt

Ich freue mich auf Sie!

Kontaktieren Sie mich gerne, wenn Sie Fragen oder ein Anliegen haben, einen Termin für ein erstes Kennenlernen (kostenfrei und unverbindlich) vereinbaren wollen oder auch, wenn Sie mir ein Feedback geben wollen. Ich freue mich von Ihnen zu hören!

Email: kontakt@hyperemesis-netz.de

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