„Placenta and appetite genes GDF15 and IGFBP7 are associated with hyperemesis gravidarum“
Studie von Marlena Fejzo et al.
erschienen: 21.03.2018
Studiendesign:
Genomweiter Assoziationsscan: 1306 Frauen wurden als HG-Fälle klassifiziert (diese berichteten, dass sie intravenöse Flüssigkeit als Therapie Schwangerschaftsübelkeit/NVP erhalten haben) und 15.756 (sic! - ich habe mich nicht vertippt) Frauen dienten als Kontrollgruppe (diese berichten, dass sie keine Schwangerschaftsübelkeit/NVP hatten).
=> Zwei Loki waren signifikant.
[Lokus ist die Bezeichnung für den genauen Genort eines Gens auf dem Chromosom]
Die erste Replikationskohorte (HG-IV) umfasste 789 Frauen mit HG (diese benötigten intravenöse Infusionstherapie) und 606 Kontrollpersonen (diese berichteten von einer normalen Schwangerschaftsübelkeit/NVP).
Die zweite Replikationskohorte (HG-TPN) umfasste nur Frauen am extremen Ende des klinischen Spektrums: 110 Frauen, die parenterale Ernährung (TPN, künstliche Ernährung unter Umgehung des Magen-Darm-Trakts) benötigten und 143 Frauen, welche von keiner Schwangerschaftsübelkeit/NVP berichten.
=> Die zwei Loki konnten repliziert werden – sprich es zeigte sich, dass diese Genorte mit der HG im Zusammenhang stehen. Es spricht einiges dafür, dass es sich bei diesen Genorten um die Gene GDF15 und IGFBP7 handelt.
Zu diesen beiden Gene liegen bereits Forschungsergebnisse vor. Sie sind unter anderem für die Krebsforschung von Belang. Im ebenfalls gestern veröffentlichten Interview im Medical Xpress erklärt Marlena Fejzo, dass etwa 20 % der Tumorpatienten an Abmagerung (der sogenannten Kachexie) versterben. Die Autorin weist darauf hin, dass die Tumorkachexie ein der Hyperemesis gravidarum vergleichbares Erscheinungsbild zeigt. Vorab wurde besprochen, dass bereits Bemühungen im Gang sind, ein Medikament zu entwickeln, welches an der Aktivität des GDF15 ansetzt, um den Abmagerungsprozess bei den betroffenen Tumorpatienten zu stoppen.
In der nun veröffentlichten Studie das Autorenteam auf, was zu diesen Genen bereits bekannt ist:
=> Zwei Loki waren signifikant.
[Lokus ist die Bezeichnung für den genauen Genort eines Gens auf dem Chromosom]
Die erste Replikationskohorte (HG-IV) umfasste 789 Frauen mit HG (diese benötigten intravenöse Infusionstherapie) und 606 Kontrollpersonen (diese berichteten von einer normalen Schwangerschaftsübelkeit/NVP).
Die zweite Replikationskohorte (HG-TPN) umfasste nur Frauen am extremen Ende des klinischen Spektrums: 110 Frauen, die parenterale Ernährung (TPN, künstliche Ernährung unter Umgehung des Magen-Darm-Trakts) benötigten und 143 Frauen, welche von keiner Schwangerschaftsübelkeit/NVP berichten.
=> Die zwei Loki konnten repliziert werden – sprich es zeigte sich, dass diese Genorte mit der HG im Zusammenhang stehen. Es spricht einiges dafür, dass es sich bei diesen Genorten um die Gene GDF15 und IGFBP7 handelt.
Zu diesen beiden Gene liegen bereits Forschungsergebnisse vor. Sie sind unter anderem für die Krebsforschung von Belang. Im ebenfalls gestern veröffentlichten Interview im Medical Xpress erklärt Marlena Fejzo, dass etwa 20 % der Tumorpatienten an Abmagerung (der sogenannten Kachexie) versterben. Die Autorin weist darauf hin, dass die Tumorkachexie ein der Hyperemesis gravidarum vergleichbares Erscheinungsbild zeigt. Vorab wurde besprochen, dass bereits Bemühungen im Gang sind, ein Medikament zu entwickeln, welches an der Aktivität des GDF15 ansetzt, um den Abmagerungsprozess bei den betroffenen Tumorpatienten zu stoppen.
In der nun veröffentlichten Studie das Autorenteam auf, was zu diesen Genen bereits bekannt ist:
GDF15 und IGFBP7: zwei Gene, über die schon einiges bekannt ist:
- GDF15 kodiert ein Protein, welches im mütterlichen Serum gefunden wurde.
Es steigt in den ersten beiden Trimestern an. - GDF15 ist wichtig, um die Schwangerschaft aufrecht zu erhalten: Es unterdrückt die Produktion entzündungsfördernder Zytokine.
- GDF15 scheint das physiologische Körpergewicht und den Appetit zu regulieren: GDF15 aktiviert Neuronen im Hypothalamus und in der Area postrema (Brechzentrum) des Hirnstamms.
- Tumorkachexie: Abnormale Überproduktion von GDF15 bei Krebserkrankung wurde als wesentlicher Einflussfaktor auf die Tumorkachexie erkannt: Symptome sind chronische Übelkeit und Gewichtsverlust – genauso wie bei HG.
- Mausmodell (Tierversuch): Bei Tumorkachexie lässt sich durch die Hemmung des GDF15 der Appetit und die Gewichtszunahme steigern
=> daraus könnte sich eine therapeutische Strategie ableiten lassen. - Es gibt Hinweise darauf, dass neben GDF15 auch IGFBP7 ein vielversprechender Biomarker für die Kachexie sein kann.
- Forschungen an der Fruchtfliege Drosophila haben gezeigt, dass IGFBP7 möglicherweise neuronal vermittelt zwischen metabolischem Status und Ernährungsverhalten: IGFBP7 könnte dafür sorgen, dass selbst bei Hunger attraktives Essen eine Aversion auslöst – und das ist vergleichbar mit der HG.
- Neben GDF15 wird auch IGFBP7 nach der Einnistung der befruchteten Eizelle in der Gebärmutter hochgeregelt.
- IGFBP7 ist wichtig für die Vorbereitung der Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung.
- Bei Versuchen mit Mäusen zeigte sich, dass eine Hemmung von IGFBP7 zu Fehlgeburten führt. Möglicherweise liegt in IGFBP7 somit die Erklärung für den Umstand, dass Übelkeit und/oder Erbrechen in der Schwangerschaft das Abgangsrisiko minimieren.
was nun als nächste Schritte anstehen könnte . . .
Abschließend werden – neben der Notwendigkeit die Ergebnisse zu replizieren und auch für andere Populationen zu validieren – weitere Forschungsansätze aufgezeigt:
=> Serumkonzentration von GDF15 und IGFBP7 bei Schwangeren mit und ohne HG untersuchen – Hintergrund: GDF15 und IGFBP7 werden während der Einnistung und der Kachexie hochgefahren und die Regulation nach unten geht einer Fehlgeburt voraus.
=> Sollten sich GDF15 und IGFBP7 als für die HG relevant herausstellen, dann könnte ein Medikament, welches dieses Protein zum Ziel hat von klinischem Nutzen für die Behandlung der HG sein.
=> Möglicherweise ergeben sich so auch Methoden zur Diagnose der HG sowie Prädiktoren.
Mein persönliches Fazit:
Der Umstand, dass wir es hier mit Genen zu tun haben, die sowohl für die Krebsforschung wie auch für die Übergewichtsforschung von Bedeutung sind mag ein Glück für die Hyperemesis gravidarum-Patientinnen sein, deren Leiden sich nicht allzu großer Erforschung erfreut und diese Forschung auf definitiv geringere finanzielle Ressourcen bauen kann als die Krebs- und Übergewichtsforschung. In den letztgenannten Bereichen arbeitet man an Medikamenten und sollte sich bewahrheiten, dass diese Gene tatsächlich mit Hyperemesis gravidarum assoziiert sind, so bleibt zu hoffen, dass diese Erkenntnisse auch für die erbrechenden Schwangeren ein Gewinn sein könnten.
Allerdings wird dies kein einfacher Weg sein, weil die Gene offensichtlich auch eine schützende Funktion für die Schwangerschaft haben und ein Medikament, welches an diesen ansetzt unter Umständen das Fehlgeburtsrisiko erhöhen wird.
Allerdings wird dies kein einfacher Weg sein, weil die Gene offensichtlich auch eine schützende Funktion für die Schwangerschaft haben und ein Medikament, welches an diesen ansetzt unter Umständen das Fehlgeburtsrisiko erhöhen wird.
Literatur:
„Placenta and appetite genes GDF15 and IGFBP7 are associated with hyperemesis gravidarum“
Autoren: Marlena S. Fejzo et al.
Nachzulesen: https://www.nature.com/articles/s41467-018-03258-0
erschienen: 21.03.2018
Autoren: Marlena S. Fejzo et al.
Nachzulesen: https://www.nature.com/articles/s41467-018-03258-0
erschienen: 21.03.2018
Beschwerden, die auf eine Hyperemesis gravidarum hinweisen könnten, gehört immer in die fachkundigen Hände eines Mediziners. Nur dieser kann die im Einzelfall notwendigen Untersuchungen durchführen und erkennen, ob es sich überhaupt um eine Hyperemesis gravidarum handelt. Nur der Fachmann kann die möglichen Risiken managen und die Behandlung verordnen. Falls Sie betroffen sind: Zögern Sie nicht zu lange und wenden Sie sich an Ihren Arzt oder gegebenenfalls an die Notaufnahme des Krankenhauses.
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letzte Bearbeitung am 21.03.2018 durch Anne Hutter