HYPEREMESIS GRAVIDARUM
Es wurden bislang zahlreiche mögliche Ursachen diskutiert. Allerdings muss man sagen, dass kein Erklärungsansatz bislang befriedigend war. Es ist möglich, dass Hormone eine Rolle spielen, unter anderem auch die Schilddrüse - aber die Ergebnisse sind nicht eindeutig. Es ist möglich, dass eine Infektion des Magens beteiligt ist (Helicobacter pylori), doch auch hier sind die Ergebnisse widersprüchlich. Eine Reaktion des Immunsytems wurde diskutiert. Es bleibt also die Erkenntnis, dass zum jetzigen Zeitpunkt die Ursache der Hyperemesis Gravidarum unbekannt ist.
Erkrankungen, bei denen die körperlichen Vorgänge nicht verstanden sind werden traditionell gerne der Psychosomatik zugeordnet. Auch aus einem Verständnis der Psychosomatik heraus, dass eine Erkrankung dann psychisch bedingt ist, wenn keine körperlichen Ursachen gefunden wurden, wird auch die Hyperemesis heute noch teilweise als psychisch bedingt betrachtet. Und auch, weil in der Praxis auffällt, dass Frauen, die so schwer betroffen sind, sich anders verhalten, depressiver sind oder aggressiver, sich das Kind vielleicht im Vorfeld ganz besonders arg gewünscht haben oder es ungeplant war ... all das kommt ja vor. Man kann es als Paradigmenstreit betrachten: Es gibt Mediziner, die sehr davon überzeugt sind, dass die Hyperemesis psychischen Ursprungs ist oder zumindest die Psyche im Rahmen einer mehrschichtigen Verursachung eine wichtige Rolle spielt. Es gibt Studien, die in diese Richtung deuten - allerdings größtenteils von fraglicher methodischer Qualität und schon in die Jahre gekommen. Und es gibt Arbeitsgruppen, die keinen Zusammenhang zwischen psychischen Auffälligkeiten und dem Auftreten einer Hyperemesis gravidarum feststellen konnten. Da aber die Theorie, dass es sich um eine psychosomatische Erkrankung handeln könnte, oder zumindest die Psyche in einem multifaktoriellen Modell einen entscheidenden Einfluss nimmt Auswirkungen auf die Begegnungsqualität und somit die Arzt-Patient-Beziehung hat und auch die Qualität der Behandlung von den Annahmen des Mediziners bezüglich Verursachung nicht ganz unabhängig zu sein scheint, ist es das erklärte Ziel mancher Arbeitsgruppen, die Hyperemesis gravidarum aus der "Psycho-Ecke" herauszuholen, die als stigmatisierend beschrieben wird. Genetischer Einfluss
Marlena Fejzo hat auf dem Kongress in Norwegen 2015 spannende Ergebnisse präsentiert. Es bleibt zu hoffen, dass bald erste Genabschnitte lokalisiert sein werden. Dass es eine genetische Komponente gibt, dafür spricht auch familiären Häufungen, die in der norwegischen Registerstudie von Vikanes et al. (2010) aufgezeigt werden konnte: Frauen, deren Mütter bereits an Hyperemesis gravidarum litten haben ein erhöhtes Risiko, auch selber von dieser Schwangerschaftskomplikation betroffen zu sein.
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