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Was man weiß:
Dass Frauen, die einmal von einer Hyperemesis gravidarum betroffen waren auch in folgenden Schwangerschaften von Hyperemesis betroffen sein können ist ein Phänomen, welche wohl schon immer bekannt war. Genauso gibt es Frauen, welche in der nachfolgenden Schwangerschaft keineswegs mehr unter derartig starken Beschwerden leiden. Beides ist also möglich: Es ist möglich, dass die Frau erneut an einer Hyperemesis gravidarum erkranken wird oder aber dass die Frau in einer erneuten Schwangerschaft davon verschont bleibt.
Da stellt sich die Frage, wie hoch denn dieses Risiko des Wiederauftretens der Hyperemesis gravidarum ist. Hierzu gibt es in der Literatur sehr verschiedene Angaben – denen aber doch eines gemein ist: Das Risiko für eine erneute HG-Schwangerschaft ist in jedem Fall erhöht. Vorbereitung als Strategie?
Aufgrund des durchaus gegebenen Risikos, eine erneute Hyperemesis-Schwangerschaft durchleben zu müssen und angesichts der empirischen Hinweise darauf, dass ein zügiger Behandlungsbeginn hilfreich sein kann, halte ich persönlich es für ratsam, sich bei bestehendem Kinderwunsch auch mit der Möglichkeit des "worst-case" auseinanderzusetzen.
Mir ist bewusst, dass dieser Ansatz kontrovers gesehen werden kann. Insbesondere wenn man davon ausgeht, dass die Hyperemesis gravidarum psychischen Ursprungs ist, muss man befürchten, dass es zu einer "selbsterfüllenden Prophezeiung" kommen könnte. Diese Theorie besagt, dass eine gedankliche Vorbereitung auf eine mögliche erneute Hyperemesis-Schwangerschaft eben zu dieser erneuten Hyperemesis-Schwangerschaft führen würde. Jedoch: Ich halte einen solchen Zusammenhang für sehr spekulativ. Zudem wäre ich vorsichtig mit einer solchen Aussage, weil hiermit der Betroffenen die Verantwortung für ihr Leid übertragen wird. ("Sie brauchen sich nicht wundern, wenn es wieder so kommt, wenn Sie sich bereits jetzt so hineinsteigern.") Zu den Vorteilen einer guten Vorbereitung gehört, dass diese Vorbereitung auch die Möglichkeit eröffnet, sich mit dem Erlebten auseinanderzusetzen. Eine Aufarbeitung der Erfahrungen in der vorangegangen Hyperemesis-Schwangerschaft vor dem Beginn einer erneuten Schwangerschaft stellt mit Sicherheit eine bessere Ausgangsbasis dar, da die emotionale Stabilität bei Eintreten einer möglichen erneuten Hyperemesis ohnehin stark auf die Probe gestellt werden wird. |
Trogstad et al. 2005:
Basierend auf den Daten eines norwegischen Registers aus den Jahren 1967-1998 konnte die Arbeitsgruppe Folgendes zeigen:
1) Das Risiko für eine HG-Schwangerschaft steigt deutlich an, wenn die Frau bereits in der ersten Schwangerschaft von HG betroffen war: Das Risiko einer HG-Schwangerschaft lag für Frauen mit vorangegangener HG bei 15.2 %, bei Frauen ohne vorangegangener HG bei 0.7 %. 2) Dieses Risiko nicht ganz so hoch ist, aber immer noch deutlich erhöht ist, wenn bei der zweiten Schwangerschaft der Vater ein anderer ist als bei der ersten Schwangerschaft: Wenn der Vater in der ersten Schwangerschaft ein anderer war als in der zweiten Schwangerschaft, dann reduzierte sich das Risiko auf 10.9 % (Frauen mit gleichem Partner haben ein Risiko von 16.0 %) 3) bei Frauen, welche in der ersten Schwangerschaft NICHT von HG betroffen waren ist das Risiko für eine HG-Schwangerschaft leicht erhöht, wenn zwischen erster und zweiter Schwangerschaft mehr Zeit verstreicht. Der Zeitraum zwischen den Schwangerschaften hatte allerdings keinen Einfluss auf das HG-Risiko bei bereits in der ersten SS betroffenen Frauen. Einschränkend läßt sich Folgendes sagen: Ausschließlich im Geburtsregister erfasst sind Schwangerschaften, welche nach der 16. SSW zur Geburt geführt haben. Abtreibungen aufgrund einer erneuten HG sind - soweit ich diesen Artikel lese und verstehe - nicht erfasst. Somit kann es sein, dass die Häufigkeit der wiederholten Hyperemesis-Schwangerschaften nicht vollständig abgebildet wurde. Auf der anderen Seite weisen die Autoren darauf hin, dass für eine Frau nach einer bereits durchlebten HG die Chancen auf eine korrekte HG-Diagnose erhöht sind und somit umgekehrt die Tendenz bestehen könnte, somit die Erhöhung des Wiederholungsrisikos zu überschätzen (bzw. das Grundrisiko zu unterschätzen). Weitere Studien
Es gibt noch einige andere Untersuchungen zum Thema Wiederholungsrisiko, die hier noch eingearbeitet werden.
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Verwendete Literatur:
Trogstad, Lill I. S.; Stoltenberg, Camilla; Magnus, Per; Skjaerven, Rolv; Irgens, Lorentz M. (2005): Recurrence risk in hyperemesis gravidarum. In: BJOG 112 (12), S. 1641–1645.
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Beschwerden, die auf eine Hyperemesis gravidarum hinweisen könnten, gehört immer in die fachkundigen Hände eines Mediziners. Nur dieser kann die im Einzelfall notwendigen Untersuchungen durchführen und erkennen, ob es sich überhaupt um eine Hyperemesis gravidarum handelt. Nur der Fachmann kann die möglichen Risiken managen und die Behandlung verordnen. Falls Sie betroffen sind: Zögern Sie nicht zu lange und wenden Sie sich an eine Hebamme oder einen Arzt Ihres Vertrauens oder gegebenenfalls an die Notaufnahme des Krankenhauses.
letzte Bearbeitung am 13.12.12 durch Anne Hutter